Wer zuletzt lacht...

 

 

 „Verdammt! Was war das?“ Max gelang es nur mit Mühe, den Wagen am Straßenrand unter Kontrolle zu bringen. Schlingernd und ruckend stoppte der alte Opel schließlich und Max stieg aus, um sich den Schaden anzusehen.
„Mist“, fluchte er gleich darauf laut. „Wer zum Teufel tut so was? Hier liegen jede Menge Nägel! Verdammte Idioten! Ich glaub das einfach nicht. Unsere Reifen sind hin! Jetzt sitzen wir hier in dieser gottverlassenen Gegend fest. Wir hätten eben doch auf der Hauptstraße bleiben sollen. Aber nein, du wolltest ja unbedingt hier lang.“ Er ließ sich schwer zurück in seinen Sitz fallen.
  „Ach, sag bloß. Bin ich jetzt etwa schuld an der Panne?“ Tinas Stimme klang gereizt. Wie immer in den letzten Monaten, schoss es Max durch den Kopf. Außerdem hatte sie schon wieder diesen leicht schrillen Ton in der Stimme, der ihn so fürchterlich nervte.
  „Nein, nein, schon gut“, wiegelte er ab und würgte seinen Unmut hinunter. „Okay, was machen wir jetzt? Ich wette, der Durchgangsverkehr hier hält sich in Grenzen.“
  „Sehr witzig“, fauchte seine Frau. Gleich darauf ruderte sie abwehrend mit den Händen und atmete tief durch.

  Max beobachtete sie still. Sie waren jetzt beinahe fünfzehn Jahre verheiratet. Er musste neidlos anerkennen, dass Tina noch immer eine schöne Frau war. Gut, den straffen, wohlgeformten Busen hatte sie den geschickten Händen eines plastischen Chirurgen zu verdanken und für ihre Topfigur quälte sie sich mehrmals pro Woche im Fitnessstudio. Zusätzlich joggte sie regelmäßig. Aber das Ergebnis all dieser Bemühungen, zusammen mit ihren wunderschönen, langen, blonden Haaren, konnte sich definitiv sehen lassen. Max jedoch hatte die diversen Anstrengungen seiner Frau nie nachvollziehen können. Seine Devise war, seinen Bauchansatz und das schütter werdende, ergrauende Haar, möglichst würdevoll anzunehmen. Unwillkürlich seufzte Max auf. Wenn sie nur nicht immer so entsetzlich unzufrieden wäre. Dauernd nörgelte sie an ihm herum. Tu dies. Lass das. Schau dich doch nur an: So kriegst du nie einen besseren Job. Nichts konnte er ihr recht machen.
Max konnte es einfach nicht mehr hören. Egal, was er tat, in Tinas Augen war es garantiert das Falsche. Was wollte sie überhaupt von ihm? Er hatte genau den Job, den er wollte. Er war eben der geborene Buchhalter. War er deshalb etwa weniger wert, als andere? Garantiert nicht!
  Max schmunzelte leicht. Bald schon, sehr bald, würde Tina ihre Meinung ändern. Wenn der Prozess erst einmal überstanden war, bekamen sie die einmalige Chance, noch einmal ganz von vorne zu beginnen. Und das sogar mit Hilfe der Polizei. Ein neues zu Hause konnte man sich schließlich überall schaffen. Der große Unterschied war nur, dass dieses Mal, anders als vor fünfzehn Jahren, die Grundvoraussetzungen stimmten. Tina würde ihn wieder achten und respektieren und vielleicht geschah ja ein Wunder und alles wurde wieder so, wie zu Beginn ihrer Ehe. Max hatte sich allerdings schon wiederholt die Frage gestellt, ob er das überhaupt noch wollte.

 „Hey!“ Max zuckte zusammen. Tina war mit ihrer Hand so dicht vor seinem Gesicht vorbeigefegt, dass sie um ein Haar seine Nase gestreift hätte. Er hatte Mühe, seine aufsteigende Wut zu kontrollieren. Was sollte das? Sicher, er war wie so oft in der letzten Zeit, gedanklich abgeschweift und hatte dadurch nicht mitbekommen, was seine Frau gesagt hatte, aber das war schließlich noch kein Grund, so zu reagieren.
  „Was?“, fragte er in seinem üblichen, für Tina reservierten, leicht resignierten Tonfall. Er wusste, dass er sie damit auf die Palme brachte und das nutzte er gerne aus.
 „Mein Gott, wo bist du bloß wieder mit deinen Gedanken?", schimpfte Tina prompt. „Ruf endlich den Pannendienst.“
  „Hab´ mein Handy vergessen“, antwortete Max lapidar, obwohl er in seiner Hosentasche deutlich die Umrisse seines Mobiltelefons spüren konnte. Besser, wenn Tina nichts davon wusste. Er brauchte es für den Notfall, damit er, falls es tatsächlich ernst werden sollte, Lück und seine Leute einfach per Tastendruck alarmieren konnte. Er hatte zwar seine Zweifel, was Lücks Verdacht anging, doch immerhin es war Tina gewesen, die auf diesem Ausflug förmlich bestanden hatte, obwohl dies, so kurz vor dem Prozess, ein durchaus gewagtes Unterfangen war. „Was ist mit deinem?“
  „Das muss ich gestern im Studio liegengelassen haben“,  sagte Tina kurz, während sie aus dem Wagen stieg und sich nach allen Richtungen umschaute.
  Ja klar, dachte Max und mühte sich schwerfällig ebenfalls aus dem Wagen. Dieses Auto war definitiv zu klein für ihn. Er wusste genau, dass er Tinas Handy am Morgen noch in ihrer offenen Handtasche gesehen hatte. Doch er hütete sich davor, dies zu erwähnen. Immerhin war Tinas Lüge ein weiteres Indiz dafür, dass Lück mit seiner Vermutung Recht haben könnte. Na ja, mal sehen, was als nächstes kam.
  „Schau mal.“ Tina wies nach rechts. „Dort hinten auf dem Hügel steht ein Haus. Die lassen dich sicher telefonieren.“
  „Du hast Recht.“ Max überlegte kurz. „Am besten, du wartest hier auf mich. Ich bin gleich wieder da.“
  Tina beobachtete an den Wagen gelehnt ruhig, wie ihr Mann in der einsetzenden Dämmerung auf das Haus zuging. Kurz darauf ging die Außenbeleuchtung an. Na bitte! Ein kleines, boshaftes Lächeln umspielte Tinas Lippen, als sie zurück in den Wagen stieg und es sich auf dem spießigen Kunstfellbezug bequem machte. Jetzt brauchte sie nur noch abzuwarten.

  Wie von Furien gejagt kehrte Max kurz darauf zurück. Ruckartig riss er die Wagentür auf und sprang für seine Figurverhältnisse äußerst behände auf den Fahrersitz. Schweiß stand auf seiner Stirn, er atmete schwer und seine Hände zitterten, während er mit feuchten Fingern hektisch versuchte, den Wagen zu starten. Tina riss die Augen auf. Irgendetwas war da ganz offensichtlich nicht nach Plan gelaufen.
  „Was ist los?“, erkundigte sie sich vorsichtig.
  „Wir müssen weg hier“, antwortete Max keuchend. „Und das so schnell wie möglich.“
  „Aber so können wir doch nicht …“
  „Wir müssen!“ Verzweifelt drehte Max am Schlüssel, doch erst beim dritten Versuch sprang der Motor endlich an. „Es  wird schon gehen. Wenigstens ein Stück weit.“
  „Was ist denn los, um Himmels Willen?“, fragte Tina. „Wollen die uns nicht helfen?“
  Max schüttelte nur stumm den Kopf und gab Gas. Schweißtropfen bildeten sich auf seiner Oberlippe, als der Wagen sich endlich holpernd in Bewegung setzte. Das Haus auf dem Hügel war jetzt hell erleuchtet. Davor flammten Autoscheinwerfer auf. Motorengeräusche wurden laut. Max blickte gehetzt in den Rückspiegel und wurde zusehends nervöser. „Scheiße, das schaffen wir nie“, flüsterte er heiser. „Verdammt, verdammt, die werden uns kriegen.“

  Die Verfolger kamen schnell näher. Zu schnell! Max wurde klar, dass sie keine Chance hatten. Er atmete noch einmal tief durch, bevor er schließlich den Motor abstellte und seiner Frau in die Augen blickte. Der Angstschweiß lief ihm inzwischen in Strömen über sein Gesicht. Er bot mit Sicherheit keinen besonders attraktiven Anblick, doch das war im Moment wirklich seine geringste Sorge. Er war geliefert!
  „Es sind Luigis Männer“, sagte er tonlos. „Das ganze verfluchte Haus ist voll von Luigis Handlangern. Weiß der Teufel, aber dieses Haus muss das geheimnisvolle Hauptquartier sein. Ich konnte ihnen gerade noch entkommen. Irgendwer muss Luigi gesteckt haben, dass ich es war, der ihn bei den Bullen verzinkt hat. Tina, es ist aus. Wir sitzen in der Falle.“
  Tina starrte ihren Mann wortlos an.
  „Das war´s dann wohl“, resümierte Max, als die ersten Verfolgerfahrzeuge vorbeipreschten und sich mit quietschenden Reifen quer stellten. Tinas Schweigen machte ihm Angst. Wo zum Henker blieb Lück mit seiner Mannschaft? Er hatte doch diese blöde Taste gedrückt! Oder etwa nicht? Womöglich hatte er ja die rettende Taste in der Enge seiner Hosentasche nicht richtig erwischt? Dann wären alle Mühen, die er auf sich genommen hatte, umsonst gewesen. Das konnte, nein, das durfte einfach nicht sein!
  Die Verfolger kesselten ihren Wagen ein. Max kannte nur einen Teil der Männer, die förmlich aus den Wagen herausquollen. Luigis Netz war viel zu weit verzweigt, als dass sich alle Mitarbeiter kannten. Nach außen hin war Luigi, der eigentlich Ludwig hieß, ein ganz seriöser Geschäftsmann. Inhaber einer großen Restaurantkette. Max war vor einiger Zeit dahinter gekommen, dass sein Chef Illegale für einen Hungerlohn beschäftigte und außerdem der Konkurrenz das Leben mit Schutzgelderpressungen schwer machte. Dabei agierten Luigis Schläger nicht zimperlich. Die Polizei war ebenfalls auf Luigi aufmerksam geworden, doch es fehlten Beweise für eine Anklage. Niemand traute sich, zu reden. Erst als Lück Max vor einigen Monaten angesprochen hatte, kam die Sache ins Rollen. Max stellte sich der Polizei erst als Informant und später dann als Kronzeuge zur Verfügung. Nach dem Prozess sollten Max und Tina als Gegenleistung in das Zeugenschutzprogramm aufgenommen werden.
  Soweit, so gut. Alles hätte prima sein können, wenn nicht plötzlich der Verdacht aufgekommen wäre, dass Tina Luigis Geliebte war und vorhatte, Max an seinen Chef ausliefern. Der Ausflug heute, auf den Tina so gedrängt hatte, sollte den Beweis für Lücks unverblümt geäußerte Vermutung liefern und es sah ganz danach aus, als sollte der Kommissar Recht behalten.
  Ein bulliger Kerl mit vernarbtem Gesicht zerrte Max aus dem Wagen und knallte ihn mit dem Rücken hart gegen die Tür. Die Stimmung war zum Zerbersten gespannt, als Luigi betont langsam mit einem breiten Grinsen im Gesicht auf Max zuging. Der lächelte unsicher zurück. Himmel noch mal, wo war Lück? Noch nie zuvor hatte er sich so intensiv einen Polizisten herbeigewünscht. Umgehend! Möglichst auf der Stelle! Aber so wie es aussah, stieß sein stummes Flehen auf taube Ohren. Max´ Verzweiflung wuchs ins Uferlose.
  „Nun, Max“, sagte Luigi mit zuckersüßer, leiser Stimme. „Willst du mir nicht verraten, was so furchtbar komisch ist, dass du in deiner Situation noch lachen kannst.“
  Max senkte schweigend den Kopf. Er wusste, es war besser, Luigi jetzt nicht zu reizen. Solange er noch einen Funken Hoffnung in sich trug, musste er den Ball flach halten.
  „Hey, der Boss hat dich was gefragt! Bist du taub, Schwachkopf?“ Luigis Schläger verpasste Max einen Schwinger in die Magengrube, der ihm sofort alle Luft aus der Lunge pumpte und ihn mit einem pfeifenden Geräusch nach vorne zusammensacken ließ. „Na los, wird´s bald!“
  „Aufhören“, mischte sich da plötzlich Tina entschlossen ein. „Luigi, du hast mir doch versprochen, dass ihr es kurz und schmerzlos macht.“
  „Natürlich, Schatz. Mach dir keine Sorgen. Ich will nur noch aus ihm herauskitzeln, wie viel er dem Staatsanwalt schon gesteckt hat.“
  Max rappelte sich mühsam auf die Knie und hob den Kopf. „Also doch“, sagt er bitter zu seiner Frau.
  „Mann, was hast du denn erwartet?“, höhnte Luigi. „Dass eine Frau wie Tina alles aufgibt, um mit einem kleinen, dicklichen Weichei irgendwo in der Walachei neu anzufangen.“ Er lachte schallend. „Ein guter Witz, wirklich. Gott, du bist echt noch naiver, als ich dachte!“
  Im Gebüsch raschelte es und Max fühlte, wie ihn eine Welle der Erleichterung durchströmte. Na endlich! Wurde ja auch Zeit! Er blinzelte Luigi zu, der sich irritiert umblickte.
  „Wir werden ja sehen, wer von uns zuletzt lacht“, zischte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

  In diesem Augenblick überstürzten sich die Ereignisse. Bewaffnete Beamte in kugelsicheren Westen stürmten wie auf ein geheimes Kommando hin gleichzeitig die Straße. Ohne zu zögern eröffneten Luigis Männer das Feuer, doch das Sondereinsatzkommando parierte mit gleicher Münze.
  Max warf sich auf den Boden, rollte sich geistesgegenwärtig unter eines der geparkten Fahrzeuge in Sicherheit und blieb stocksteif liegen. Es schien endlos lange zu dauern, bis die Schüsse endlich verstummten. Äußerst vorsichtig sondierte er zunächst die Lage, bevor er sich schließlich zögernd aus seinem Versteck hervortraute. Er bekam gerade noch mit, wie einer der Beamten Tina Handschellen anlegte und abführte. Für einen kurzen Augenblick trafen sich die Blicke der Eheleute.
  „Warum?“, fragte Max leise. „Warum hast du das getan?“
  „Warum?“ Tinas Stimme klang trotzig. „Weil du ein Loser bist. Ein kleines Nichts! Ich wollte immer mehr vom Leben, aber du warst ja so ekelhaft zufrieden. Luigi gab mir alles, was ich wollte. Und mehr! Diese Chance wollte ich mir nicht entgehen lassen. So einfach ist das.“  
  „Aber du hättest doch nur noch etwas Geduld haben müssen.“ Max klang deprimiert und in diesem Moment hätte selbst er nicht mit Bestimmtheit sagen können, ob seine Worte ernst gemeint waren, oder ob er hier vor den Augen Aller nur Theater spielte.
  „Das erzählst du mir seit fünfzehn Jahren.“ Tina duckte sich, während ein Polizeibeamter ihren Kopf beim Einsteigen in den Streifenwagen mit einer Hand schützte.
  „Es tut mir leid.“ Wie aus dem Boden gewachsen tauchte da plötzlich Kommissar Lück neben Max auf.
  „Das braucht es nicht.“ Versonnen blickte Max dem davonfahrenden Fahrzeug hinterher. „Ist vielleicht besser so.“
  „Hören Sie …“, sprach Lück weiter. „Sie haben das einzig Richtige getan. Nur so konnten wir das ganze Pack auf einmal schnappen. Und zwar inklusive dem Kopf der Bande.“
  Max warf einen Blick auf Luigi, der offenbar einen Schuss ins Knie abbekommen hatte und gerade mitten auf der Straße verarztet wurde. Er spürte Erleichterung, dass es anscheinend keine Toten gegeben hatte. Damit hätte er nur schwer umgehen können, obwohl er genau wusste, dass Luigi solche Skrupel fremd gewesen wären. Er atmete tief durch und war einfach nur froh, dass es vorbei war.
  „Wie sind Sie überhaupt auf Tina gekommen?“, wollte er dann von Lück wissen.     
  „Kommissar Zufall. Ein Kollege hatte Ihre Frau einmal ziemlich vertraut mit Luigi gesehen. So geriet sie in Verdacht und wir hatten einen Grund, sie beobachten zu lassen. Zu dem Zeitpunkt war unser Deal schon beschlossene Sache und ich muss zugeben, als dieser neue Aspekt auftauchte, hatte ich zunächst meine Zweifel, was Sie angeht. Aber als Sie mir dann von diesem Ausflug berichteten, den Ihre Frau so unbedingt noch vor der Verhandlung machen wollte …Das war sozusagen das Tüpfelchen auf dem i. Wir sind Ihnen, wie verabredet, den ganzen Tag über unauffällig gefolgt, und brauchten nur noch im richtigen Augenblick einzugreifen.“
  „Ehrlich Mann, ich dachte schon, Sie kämen zu spät.“ Max war die Erleichterung immer noch deutlich anzusehen.
  „Wir hatten die Lage jederzeit im Griff“, versicherte Lück.
  Max fragte sich unwillkürlich, warum Lück seine Leute dann nicht hatte eingreifen lassen, bevor Luigis Gorilla ihn zu Boden geschlagen hatte? Er hasste Schmerzen und das Gefühl der Erniedrigung war auch alles andere als lustig gewesen. Aber wahrscheinlich dachte Lück ja, wie so viele andere auch, mit ihm könne man ruhig so umspringen. Er hatte ihn als Mittel zum Zweck benutzt. Nichts weiter. Egal. Letztlich konnte es ihm nur recht sein, wenn die Leute ihn unterschätzten.
  „Kommen Sie“, sagte Lück jetzt gut gelaunt. „Ihren Wagen können Sie vergessen. Ich bringe Sie nach Hause.“

  Als Max später vor seiner Haustür aus dem Wagen stieg, sagte Lück zum Abschied: „Vielleicht sollten Sie nach der Verhandlung ein paar Tage verreisen. Bevor Sie Ihre neue Identität antreten können müssen sowieso noch einige Formalitäten geregelt werden. Bis dahin wird Ihnen etwas Abstand sicher gut tun.“
  Max lächelte den Kommissar freundlich an. „Wenn das geht, gerne. War ja eine Menge Stress in letzter Zeit und ich könnte dringend etwas Ablenkung gebrauchen. Wahrscheinlich bin ich für solche Heldentaten einfach nicht gemacht.“
  „Kein Problem. Wir müssen nur in Verbindung bleiben. Und ganz ehrlich, Sie haben das sehr gut gemacht.“ Lück nickte Max noch einmal aufmunternd zu und fuhr davon.

  Gut, das war es also. Max winkte Lück kurz hinterher und lächelte still vor sich hin. Er hatte es tatsächlich geschafft! Wer hätte das gedacht? Jetzt musste er nur noch ein Minimum an Geduld aufbringen, dann hatte er ausgesorgt für den Rest seines Lebens. Er dachte an den großen, alten Lederkoffer, den er seit Monaten auf dem Dachboden vor Tina versteckt gehalten hatte. In dicken Bündeln lag dort das Geld, das er über Jahre hinweg von Luigi veruntreut hatte. Der hatte nie auch nur den leisesten Verdacht gehegt. Soviel zum Thema Naivität. Es gab keine Kontonummern und keine Schließfächer. Nichts, was irgendwie mit ihm in Verbindung gebracht werden konnte. Nur gutes, altmodisches Bargeld. Wer würde schon vermuten, dass bei einem Umzug, noch dazu quasi unter den  Augen des Gesetzes, einer der vielen Koffer bis zum Rand mit Geldscheinen gefüllt war? Während er sich gemächlich der Haustür zuwandte, wurde sein Grinsen immer breiter…

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Andreas (Sonntag, 10 November 2013 21:37)

    Ich bin nur durch Zufall auf diese Kurzgeschichte aufmerksam geworden, bin deswegen aber glücklich, dass es Zufälle gibt.

    Ich finde diese Geschichte richtig spannend.

    Alle Merkmale einer Kurzgeschichte sind, fast wie aus dem Lehrbuch, vorhanden. Dies schmälert aber nicht im Geringsten diese Leistung.
    Am Anfang wird man reingeworfen und fragt sich, okay was ist los ?...Dann erklärst du aber immer weiter auf...lässt aber das Geheimnis unerwähnt...Bis wir wissen, was in der Vergangenheit geschehen ist, sind wir schon am Höhepunkt angelangt. Das finde ich sehr gut....Und dann (man denkt : Jetzt ist Ende) kommt wieder so eine Wendung.
    Das Ende, da verwirrst du uns noch etwas, aber das macht das ja so gut.;)

    Inhaltlich finde ich auch die Kernaussage sehr gut: Wir werden alle an der Nase herumgeführt.

    Gut finde ich Sätze wie : "...hatte sie den geschickten Händen eines plastischen Chirurgen zu verdanken und für ihre Topfigur quälte sie sich..."
    Völlig Situationfremd beschreiben sie ein zu dem Zeitpunkt völlig unwichtiges Detail. Es bringt mich aber zum Schmunzeln, ohne das der Ernst der Situation leidet"

    Also nocheinmal: Sehr gut gemacht.

    Außer: Welcher Ganove heißt Ludwig ?:D

    Gruß